Mitteilung von Berlin Thunderbirds vom 21.01.2014

Berlin Thunderbirds ziehen zurück!

Die A-Jugend der Thunderbirds meldet für 2014 Regionalliga an.

Die Berlin Thunderbirds haben vor einigen Tagen ihr A-Jugendteam vom Spielbetrieb der GFLJ zurück gezogen und für das Jahr 2014 eine Meldung für die Jugendregionalliga Ost abgegeben. Was waren die Gründe dafür und warum erfolgte der Rückzug zu einem Zeitpunkt, an dem der Spielplan bereits lange Zeit feststand?
Zu diesen Themen haben wir mit dem Head Coach der A-Jugend, Martin “Bobo“ Lutzke, gesprochen.

Frage: Coach Bobo, die A-Jugend zieht sich aus der GFLJ zurück, wie kam es so spät noch dazu?

Coach Bobo: Nachdem der AFVD seinen Spielplan veröffentlicht hatte, haben wir die Spieler informiert und sie gebeten, uns mitzuteilen, inwieweit Termine ihrerseits einer Spielteilnahme entgegenstehen würden. Dabei stellte sich heraus, dass bedingt durch anstehende Termine für Abitur, MSA, Ausbildungsprüfungen, Kurs- und Klassenfahrten sowie private Termine eine für die Spieler sehr anstrengende Situation im Hinblick auf das Verbinden von Football und Prüfungen entstehen würde.

Frage: Gut, aber das dürfte ja bekannt gewesen sein, da man ja bereits im letzten Jahr GFLJ spielte!

Coach Bobo: Genau diese Erfahrungen zeigten Wirkung… und mal Klartext, kein Jugendlicher,
der in diesem Jahr seine Ausbildung beendet oder sein Abitur macht, wird mit American Football jemals seinen Lebensunterhalt verdienen können. Sie sind und werden Freizeitfootballer bleiben. Die Jugendlichen, die aus der B-Jugend hochgekommen sind, haben jetzt den MSA oder Ihre Probezeiten am Laufen. Dies ist für sie wichtig und hat einige sich gegen Football entscheiden lassen. Mit der Meldung zur Jugendregionalliga konnten wir hier korrigierend eingreifen.

Frage: Warum kam diese Entscheidung so spät?

Coach Bobo: Wenn der Vorstand oder ich diese Entscheidung treffen, dann sprengen wir damit die Mannschaft. Das wollten wir nicht. Wir haben die Ligasitzung als Deadline genommen und der verbindliche AFVD Spielplan stellte dann die Spieler vor die Entscheidung. Dazu kommt auch, dass man eine Verantwortung für den Gesamtverein, also für die anderen Mannschaften des Vereins trägt. Eine Strafe für Nichtantritt und/oder Rückzug während der laufenden Saison sind schon ein Faktor. Ebenso wie der Schaden für die GFLJ. Das wurde so von uns deutlich kommuniziert.

Frage: Wie schaffen die anderen Berliner Bundesligisten das eigentlich?

Coach Bobo: Das müsstest Du die anderen Vereine fragen. Ich vermute, dass auch bei den beiden langjährigen Bundesligisten das Thema eher ist, haben wir genug Spieler und schaffen wir die 25 auf den Platz zu bekommen? Vor einigen Jahren war es noch anders, da lautete die Frage: Wen müssen wir cutten? Die Teams bestanden zu dieser Zeit aus über 50 Spielern. Ich weiß nicht, ob die es schaffen oder einfach nur machen.

Frage: Aber ist ein höheres Spielniveau nicht auch besser für die Spieler und ihre Entwicklung?

Coach Bobo: Natürlich, aus sportlicher Sicht. Aber wenn Du Dir American Football mal aus der Sicht eines Coaches ansiehst, dann wirst Du feststellen, dass bei den Thunderbirds das Ausbildungskonzept ab 10 Jahren beginnt. Die A-Jugend ist eben nur ein Teil Auf dem Weg eines jungen Spielers zu einem echten Footballer. Für die Thunderbirds ist es wichtig, dass die Jungs spielen, ob GFLJ oder 9-er Tackle ist dabei eigentlich egal. Außerdem möchte ich den sportlichen Wert einer Liga, die in dieser Altersstruktur in 11 Wochen spielt, dann 40 spielfreie Wochenenden hat und direkt nach der Hallenperiode, ohne Zeit für Vorbereitungsspiele anfängt, doch auch zur Debatte stellen.

Frage: Wird das Training jetzt aber nicht leichter für die Jungs?

Coach Bobo: (lacht) Sorry. Aber wie schon gesagt, dass Training hat nichts mit der Ligazugehörigkeit zu tun. Wir trainieren ganz normal weiter. Der Unterschied ist, dass ich nicht wie im letzten Jahr, Anfänger, die absehbar die GFLJ nicht schaffen würden, weiterschicken muss. Wir nehmen diese Spieler gerne auf, denn die Jugendregionalliga läuft einfach länger als die GFLJ. Damit existiert einfach mehr Ausbildungszeit.

Frage: Du findest also das Ligakonzept der GFLJ nicht so sinnvoll?

Coach Bobo: Persönlich würde ich eine Hinrunde vor den Sommerferien und eine Rückrunde danach, mit Play-offs parallel zur Herren-GFL, wie früher zu meiner Zeit (das waren die 80er) lieber sehen. Für die Natio und das Jugendländerturnier wären dann die Sommerferien da. Daher können wir alle bei den T-Birds mit dieser Entscheidung der Spieler gut leben. Die Regionalliga kommt uns bzw. unseren Zielen da im Moment einfach mehr entgegen. Denn wie bei anderen Vereinen auch, geht es darum, einen guten und stabilen Männerbereich, soweit wie möglich aus der eigenen Jugendarbeit, aufzubauen. Das alles mit einem soliden Hintergrund und einer Struktur, die sich nicht übernimmt und keine Schulden macht.

Frage: Also die Thunderbirds der ideale Verein?

Coach Bobo: Das habe ich so nicht gesagt, aber hier ziehen der Vorstand, die Trainer und Spieler nicht nur am gleichen Strang, sondern auch in die gleiche Richtung. Dadurch macht es einfach Spaß, dabei zu sein, auch wenn es mal Entscheidungen gibt, die nach außen nicht so angenehm zu vertreten sind.

Frage: Aber mal unter uns, nicht ein klein wenig enttäuscht, nicht mehr GFLJ zu coachen?

Coach Bobo: Auch nur mal unter uns, bisher hat keiner unserer Spieler den Verein nach dieser Entscheidung verlassen. Die Jungs haben das so selber entschieden und darauf bin ich sogar ein wenig stolz. Wie oft habe ich in der Vergangenheit Vorstände, Betreuer, Eltern, auch im Herrenbereich übrigens, und Coaches sowie Mannschaften erlebt, die nicht diese Reife hatten, sich das selber einzugestehen und deren Leistungen eher mit Rumkrepeln, als mit American Football Spielen, zu tun hatten. Ich bin sehr dafür, dass gerade Jugendliche auch durchhalten und Sachen, die sie anfangen, zu Ende bringen. Das haben unsere Jungs im letzten Jahr bewiesen, das steht in den Geschichtsbüchern. Aber dieses Jahr haben sie sich eben VORHER anders entschieden. Also ist kein Schaden entstanden und sie haben schon mal eine weitere schwere Lektion im Leben gelernt, frei nach Clausewitz: „ … der geordnete Rückzug aus einer unhaltbaren Position… .“ Damit auch Tschüss, muss zur C-Jugend.

Danke für diese offenen Worte und Tschüss Coach.