Mitteilung von AFVD vom 27.10.2008

Deutschland besiegt Polen 67 : 0

Junioren erteilen Polen eine Lehrstunde


Kantersiege scheinen derzeit die Spezialität der Deutschen Football-Nationalmannschaft zu sein. Sorgten die Herren am vergangenen Wochenende gegen die Schweden mit einem sehr deutlichen Sieg für Aufsehen, waren es an diesem Wochenende die Junioren. Der deutsche Football-Nachwuchs stand den Senioren in nichts nach und besiegte die Junioren-Nationalmannschaft Polens standesgemäß im polnischen Bedzin mit 67:0. Für den polnischen Verband war es das erste Spiel einer Nationalmannschaft überhaupt. Auch wenn das Ergebnis deutlich ist, so war die Partie gegen die sehr ambitionierten Polen von den Verantwortlichen der Junioren nicht auf die leichte Schulter genommen. Denn die polnische Vertretung war im Schnitt ein Jahr älter als die AFVD-Auswahl und konnte zumindest körperlich mit dem deutschen Team mithalten. Aber die Deutsche Junioren-Nationalmannschaft konnte mit den gleichen Attributen in Oberschlesien gewinnen, die auch in Spanien zum EM-Titel geführt haben: Disziplin sowie gute Technik und Athletik.

Von Beginn an drückte die deutsche Mannschaft der Partie ihren Stempel auf, auch wenn die Angriffsformation zunächst kaum auf dem Feld war. Zwar konnte die Offense den ersten Drive gleich mit einem Field Goal für die ersten Punkte sorgen. Die ersten beiden Touchdowns waren jedoch der Defense vorbehalten. Doch auch die von Max von Garnier geführte Offense kam zu ihren Einsätzen. Und wie das dann so ist, wenn der Gegner kaum etwas entgegen zu setzen hat, durften auch die Special Teams Punkte erzielen.

Dabei tat sich vor allem ein Spieler hervor: Björn Werner. Eigentlich als Defensive End im Kader machte der Berliner auch als Kicker, Receiver und Punt-Returner seine Punkte. „Björn ist ein klarer Eckpfeiler für unsere US-Kampagne. Er ist sehr variabel und in allen Positionen einsetzbar. Er ist ein beeindruckendes Talent“, freute sich Sportdirektor Peter Springwald über die Leistungen des Berliners. Werner hätte bereits in Sevilla zum Einsatz kommen sollte, musst aber aufgrund einer Schulterverletzung die Einladung absagen.

Nervös war die deutsche Mannschaft zu keinem Zeitpunkt, wohl aber hoch motiviert. Über den Gegner war gar nichts bekannt. Denn American Football befindet sich in Polen derzeit im Aufbau. Eine eigene Jugendliga gibt es nicht, die ambitionierten Junioren dürfen erst Football spielen, wenn sie 17 Jahre alt sind. Dann müssen sie allerdings im Herrenbereich aktiv werden. Zudem gab es vor dem Spiel gegen Deutschland noch keinen internationalen Vergleich. Denn die Partie gegen den Junioren-Europameister war das erste Spiel einer polnischen Nationalmannschaft.

Natürlich träumte man bei der polnischen Mannschaft davon, dem amtierenden Europameister ein Bein zu stellen. Doch es wurde schnell klar, dass es an diesem Tag nur eine Mannschaft geben würde, die zu Punkten kommen sollte. Nur einmal kam das Team der Polen über die Mittellinie – und das war auch erst spät im zweiten Viertel. Ansonsten setzte sich die deutsche Mannschaft tief in der Spielhälfte der Hausherren fest. Was durchaus zu ein paar Sorgenfalten im Trainerstab führte. Denn so war es kaum möglich, lange Drives zu spielen und viele Dinge auszuprobieren. Dennoch kamen sowohl in der Offense als auch in der Defense und in den Special Teams aller Spieler zum Einsatz.

In der Offense gab die Line allen vier Spielmachern immer wieder die notwendige Zeit, um die Pässe an den Mann zu bringen. Und auch die Running Backs fanden immer wieder ausreichend große Löcher, um weit nach vorne zu kommen. Die Defense der Deutschen Nationalmannschaft stand den Leistungen der Offense in Nichts nach. Nur selten kam der polnische Angriff vorwärts, musste immer wieder Punten oder sogar Ballverluste hinnehmen.

Wer nach dem Sieg glaubte, das Spiel sei angesichts des sportlich unterklassigen Gegners ein Muster ohne Wert, der irrt. Denn der Trainerstab um Peter Springwald konnte im Hinblick auf die bevorstehende Junioren-WM in Canton, Ohio, wichtige Erkenntnisse gewinnen. Am Tag vor dem Spiel absolvierte die Mannschaft nicht nur eine mehrstündige Anfahrt während der Nacht, sondern auch noch zwei Trainingseinheiten. Vor dem Vergleich mit Polen war sich der deutsche Stab darüber klar, dass man mit dem EM-Team den Gegner noch deutlicher schlagen würde. Also versuchte Peter Springwald mit seinem Stab die Mannschaft überwiegend mit Spielern aus den Jahrgängen 1991 zusammen zu stellen, wohl wissend, dass der deutsche Kader dann im Schnitt ein Jahr jünger sein würde. Somit waren aus dem EM-Team nur neun Akteure mit von der Partie, die das Team aber auch dementsprechend führten und prägten.

Neben den sportlichen Erkenntnissen sagte das Spiel und die Fahrt nach Polen aber auch sehr viel über den Charakter der Nachwuchsspieler aus. In Polen gab es einige organisatorische Mängel zu überwinden, da es dem polnischen Verband noch an der Erfahrung fehlt. Anstatt zu motzen oder gar aggressiv zu werden, reagierten die deutschen Spieler mit Ruhe und Professionalität – was aber auch durch das umsichtige Handeln der deutschen Verantwortlichen lag. Und auch während des Länderspiels zeigte sich die wahre Größe der Deutschen Nationalmannschaft. Angesichts der deutlichen Überlegenheit wurden die Spieler nicht überheblich und zollten dem Gegner auch immer wieder Respekt.

Auf Seiten des polnischen Verbandes war man sich schon vor dem Spiel darüber im Klaren, dass der Gegner nicht nur eine Nummer zu groß sein würde. „Wir wussten von Beginn an, dass das Ergebnis sehr hoch wird. Aber wir wollten die Meßlatte bewusst sehr hoch anlegen“, erklärte Ian Wilcock. Der Schotte hatte die Aufgabe aus den polnischen Jugendlichen ein Team zu formen, was ihm auch trotz bescheidener Mittel gelang. Die polnische Mannschaft kämpfte so gut wie möglich, war aber einfach mit der Athletik, dem Tempo und der Technik der deutschen Mannschaft immer wieder überfordert. Dennoch gelang dem polnischen Team auch die eine oder andere gelungene Aktion.

Eines ist allen Beteiligten klar: In Canton werden Gegner eines anderen Kalibers auf den Europameister warten. Bis zur Weltmeisterschaft ist es auch noch ein langer Weg und der Kader wird mit Sicherheit noch einigen Wechseln ausgesetzt sein. Doch das deutsche Team befindet sich auf dem richtigen Kurs. Sowohl sportlich als auch menschlich.